Mittwoch, 20. Mai 2015






16) .. Mühlhausen 2025 .., ein Traum..??

.. Ich hatte einen Traum...
.. im Jahre 2025 ging ich durch unsere Stadt, die kaum wieder  zu erkennen war..; Mühlhausen war Austragungsort der Bundesgartenschau 2025 ..
Unter dem Motto..,
".. Die grüne Stadt im grünen Herzen Deutschlands.."
.. zog sich ein grünes und blühendes Band vom Rieseninger Berg bis zum Stadtwald..
Der wiedererstandende Stadtpark am Rieseninger mit dem Bauernkriegsdenkmal, der erneuerten Freilichtbühne und dem wieder als Gaststätte genutzten Parkhaus, war wieder zum Anziehungspunkt geworden..
Von hier ging es durch einen Gartenpark in der Thomas-Müntzer-Straße (ehemals WKM und andere verschwundene Betriebe) zum Erfurter Tor und von den Anlagen rund um die Stadtmauer in die historische Altstadt, in der es jetzt überall grünte und blühte..
Auch der alte Friedhof war in die Neugestaltung der grünen Stadt einbezogen worden und hatte mit zahllosen neuen Bäumen, Sträuchern und Blumenanlagen ein neues Gesicht erhalten.., wobei sowohl der jüdische Friedhof, wie auch die lange leer stehende Friedhofskapelle in die Neugestaltung einbezogen wurde.
Ob am Schillerweg bis zum Kriegerdenkmal am Stadtberg oder am Weg entlang von Schwemmnotte und Popperöder Bach, überall gab es gestaltete Gärten und Grünanlagen, wo an vielen Stellen an die ehemaligen Mühlen erinnert wurde..
Und dann ging es entweder am Popperöder Bach oder an der Schwanenteichallee weiter zum Schwanenteich, wo von der Aue bis nach Popperode ein wunderschönes Naherholungsgebiet, mit Bad und vielen Attraktionen entstanden war..
Von Popperode bis zum Stadtwald gab es einen Weg der Geschichte, wo in einzelnen Stationen die Geschichte der Stadt und der Region aufgezeigt wurde und vom Prinzenhaus bis zum Weißen Haus und  zum Peterhof wurde der Stadtwald, seine Geschichte  und seine Sehenswürdigkeiten, vielfältig aufgezeigt..
Das alles konnte natürlich mit der Bimmelbahn erschlossen werden, die vom Rieseninger bis zum Weißen Haus bzw. Peterhof stündlich Einheimische und die zahlreichen Gäste transportierte..
Und in der Stadt gab es neben den jetzt schon bekannten Sehenswürdigkeiten neue Stadtführungen.., z.B. eine Führung durch die Geschichte von Handwerk und Gewerbe.., mit der Antoniusmühle, dem Gerberhaus an der Schwemmnotte, dem Brauhaus am Kornmarkt, dem Backhaus am Untermarkt und weiteren interssant rekonstruierten kleinen Werkstätten..
Dafür hatte die Stadt kleine leerstehende Häuser billig an Kunsthandwerker, Künstler und kleine Gewerbetreibende vermietet, die hier wahre Kostbarkeiten entwickelt hatten.. Das trostlose grau auf dem Ober- und Untermarkt und in verschiedenen Straßen war einer grünenden und blühenden Gartenstadt gewichen..  

.. und in einigen Ecken waren sogar auch schon wieder kleine und außerhalb der Stadt neue größere Betriebe entstanden.. Die großzügige Ortsumgehung.., die inzwischen auch fertig geworden war, trug wesentlich für die Ruhe im Stadtverkehr bei, hatte aber auch eine bessere Anbindung an den Fernverkehr mit sich gebracht.. Sogar die Bahn hatte gemerkt, daß Mühlhausen doch eine interesssante Stadt ist.. und den Bahnhof attraktiv ausgestaltet..
Auch das Gebiet am Unstrutufer war in die Gestaltung neu einbezogen worden.. und der Unstrut-Radwanderweg führte jetzt auch in und bei Mühlhausen in der Nähe des Flusses entlang..
Und natürlich waren auch die Attraktionen in der Nähe, wie der mühlhäuser Landgraben, das Reisersche Tal und das Flachstal, der Mittelpunkt und der Stausee bei Niederdorla ..., der Naturpark Hainich .. und .., und.. und..; in das vielfältige Programm der BUGA 2025 einbezogen..
Mühlhausen war endlich aus seinem Dornröschenschlaf erwacht..



Pech war nur..., daß auch ich aus meinem Traum erwachte..und ich wieder im hier und heute landete..
Aber eigentlich...;
.. einige dieser Visionen könnten doch vielleicht mit einiger Initiative auch ohne BUGA in den nächsten Jahren verwirklicht werden..
Na gut.., ich selbst werde das wohl nicht mehr erleben..; aber für die Stadt und für die Mühlhäuser wäre das doch eine schöne Sache.. und nicht nur eine schillernde Seifenblase..





Übrigens.., das Foto am Anfang stammt vom FB-Freund Jens Fischer.., ist traumhaft schön .. und passt deshalb besonders gut zu diesem Beitrag ..

Montag, 27. April 2015

17) .. die Wende und das Ende..

.. das Ende der HO Mühlhausen.., eine kleine Zeitchronik..

 7.10.1989 ..
.. In Berlin werden laut einer Meldung im "VOLK" die "Volksfeste zum 40.Jahrestag der DDR" von "Randalierern" gestört, die staatsfeindliche Parolen rufen.., die Rädelsführer wurden festgenommen..
So sah es die Partei noch im Oktober ´89, obwohl bereits tausende die DDR über Ungarn und Prag verlassen hatten und tausende in Leipzig für "Demokratie jetzt" demonstriert hatten..

18.10.1989
.. Erich Honecker wird abgesetzt und in der Folge löste sich das Politbüro der SED auf.. Während in der ganzen DDR hunderttausende für Freiheit und Demokratie auf die Straße gehen.., erklärt in Arnstadt ein Kampfgruppenkommandeur im VOLK.., daß er und seine Genossen bereit sind die DDR vor Feinden, auch im eigenen Land, zu schützen ..

20.10.1989
.. am ersten Friedensgebet in der Martinikirche und der anschließenden Demo nehmen etwa 2.000 Mühlhäuser teil.. Die Stasizentrale in der Martinistraße, wo die Demo vorbei führte wurde in Alarmbereitschaft gesetzt..In den Betrieben gibt es jetzt immer mehr diskussionen.. Die SED-Kreisleitung startet eine Aktion "Was will die SED..?." .. Betriebsleitung und Partei haben aber auch in der HO noch das Sagen ..

7.11.1989
.. bei der ersten großen Demo der Initiativgruppe "Veränderung jetzt" gingen am Steinweg auch einige Genossen aus der HO am Demonstrationszug mit, davon aber einige am Rande auf dem Fußweg .. Waren es Aufpasser..??

12.11.1989
.. nach der Öffnung der Grenze bei Kathrinenberg waren erst mal viele HO-Kollegen unterwegs um ihr Begrüßungsgeld in Eschwege usw. abzuholen..
Während einige Genossen nach und nach ihre Parteibücher abgaben.. und das "Kollektiv" der Forstbergkaufhalle in einem Leserbrief herausstellte, daß der Handel nicht immer an der misen Versorgungslage schuld ist.., wurde der neue Kurs, der sich nicht viel vom alten Kurs unterschied vom Direktor und seinem engsten Leitungsstab in alter Manier weiter gefahren..
Kritik wurde abgeschmettert ..

Im Dezember wurde die Kreisstelle des MfS aufgelöst.., der HO-Direktor übernimmt mehrere ehemalige Stasi-Mitarbeiter als Verkaufsstellenleiter.. Der bisherige Parteisekretär wird Fachdirektor RRI.. (der vorherige FD RRI, vorher FDJ-Sekretär der HO, war "in den Westen" gegangen..)
Zahlreiche SED-Genossen treten jetzt aus der Partei aus..

1990
.. Die HO Mühlhausen hatte im vorigen Jahr ihren 40. Geburtstag gefeiert.., mit über 1.200 Mitarbeitern und 175 Objekten war sie der "Marktführer" im mühlhäuser Einzelhandel..
.. Im 1.Quartal 1990 werden die ersten HO-Objekte von den Vermietern gekündigt.., der Fachbereich RRI muss von der Erfurter Straße in die Brunnenstraße umziehen..
In den HO-Kaufhallen Forstberg und Feldstraße bietet die EDEKA-Hessen die ersten Südfrüchte (noch für Ostmark) an.. (.. beim HO-Direktor gaben sich zu der Zeit EDEKA und andere Westbetriebe die Klinke in die Hand..)
.. Im 2.Quartal nimmt in der Kreisverwaltung das neue Arbeitsamt seine Arbeit auf.. und vermittelt jetzt auch immer mehr entlassenen HO-Mitarbeitern neue Arbeit.. (wenn vorhanden)
Mit der Niederlage der PDS bei den ersten freien Wahlen am 18.3. (7,2 %)
Einige bisherige HO-Verkaufs- und Gaststättenleiter übernehmen ihre bisherigen Objekte in private Nutzung..
.. Am 1.7.1990 kam mit der Währunghsumstellung und der Umstellung aller bisherigen volkseigenen Betriebe in Privatbetriebe der große Schlag.., einige Betriebe versuchten sich noch in die Marktwirtschaft zu retten.., mussten aber immer mehr Mitarbeiter entlassen und die meisten - auch die HO - wurden im Folgejahr geschlossen..
Es wurde jetzt mit der Ermittlung der "Konkursmasse" begonnen.., die ersten Objekte geräumt und die Ware und Einrichtung teilweise zu Schleuderpreisen verkauft..
.. Ab 1.9.1990 hatte die bisherige HO Mühlhausen einen neuen Namen - ZIEL GMBH - aber die alte Leitung.., allerdings ziemlich reduziert - blieb erhalten.. N agut.., die BGL war jetzt "frei" gewählt.. und und die BPO (Betriebsparteiorganisation) und die FDJ-Leitung gab es nicht mehr.., aber sonst..??
Immer mehr Mitarbeiter wurden jetzt in den Vorruhestand  entlassen.. und einige (z.B. der Energetiker)t .. machten sich selbständig oder suchten wo anders Arbeit ..
(.. dabei war es schon seltsam, daß parteilose Mitarbeiter schneller abgewickelt worden, als bisherige bewährte Genossen.., waren da immer noch Seilschaften im Gange.. ?..)










1991
.. März 91 .., die Treuhand beschließt das AUS für alle bisherigen HO-Betriebe..
Die früher linientreuen Genossen waren plötzlich zu Wendehälsen geworden .. und voll in der Marktwirtschaft angekommen..
Jetzt erfolgte zielstrebig die endgültige Abwicklung der früheren HO-Mühlhausen .. In zahlreichen noch vorhandenen Verkaufsstellen erfolgte der völlige Ausverkauf.., einige Mitarbeiter wurden noch umgesetzt.., die meisten anderen aber entlassen..
.. Im Juni 1991 sind alle bisherigen HO-Objekte geschlossen, wobei einige von früheren Eigentümern bzw.Objektleitern übernommen wurden..
Die "Entrümpelung" erfolgte jetzt ohne Rücksicht auf Kosten und Verluste.., was nicht mehr abgesetzt werden konnte, landete auf der Müllhalde.. Der bisherige FB RRI besteht nur noch aus einigen Mitarbeitern, welche nach der Räumung überall "das Licht aus machen".. (.. und am 30.9.1991 auch entlassen werden..)

1992 - ´93
.. Nur 4 ehemalige Leiter (Direktor, Kaderleitung, Abt.Arbeit, Ökonomie) gibt es jetzt bei der DUHO.., dem Abwicklungsbetrieb für die frühere HO Mühlhausen .. und zwar bis Mitte 1993..!!!
.. und eigentlich wollte ja der Direkor laut TA-Artikel von 1991 das frühere Firmenschild als Andenken bei seinem Abgang abschrauben.. , aber ob das ohne die ehemaligen Betriebshandwerker geklappt hat, ist nicht überliefert..

Zum Schluss noch eine Übersicht über die aufgegebenen Objekte:

.. von EDEKA übernommen .... KH Forstberg, Feldstraße, Gartenstraße, Heyerode..
.. von SPAR übernommen ...: HO-Eisenwaren (früher I.C.Hartung) Untermarkt..
An frühere Eigentümer zurück gegeben:
  10 Lebensmittel-Vstn, 9 Industriewaren-Vstn, 3 Gaststätten..
von ehemaligen Objektleitern wei9ter geführt..:
.. 15 Lebensmittel-Vstn., 7 Industriewaren-Vstn., 13 Gaststätten..
.. der Rest wurde gekündigt.., erst von den Vermietern und dann von der HO..

(.. natürlich sind das teilweise auch persönliche Erinnerungen.., mancher hat das vielleicht auch anders gesehen..)


.. und die Treuhand...???
.. welche Rolle spielte der größte Betrieb aller Zeiten in Mühlhausen..??
Also gegründet wurde die Treuhandanstalt ja in der noch DDR Anfang 1990 mit dem Ziel das "Volkseigentum" nach und nach zu privatisieren.. Ab 1.Juli 1990 wurden mit der Einführung der (West)-D-Mark dann per Dekret alle bisherigen volkseigenen Betriebe in Aktiengesellschaften bzw. GmbH umgewandelt.. Haupt- bzw. Allein-Eigentümer war die Treuhandanstalt, die also das gesammte bisherige Staatsvermögen der DDR besaß.. und dann..
Ein Teil wurde an ehemalige Eigentümer zurück gegeben.., weitere gute oder auch marode Betriebe wurden aufgelöst und an windige "Investoren" verramscht.. Die bisherige DDR wurde ausverkauft..!!
Für Thüringen war die Treuhandniederlassung Erfurt zuständig, die über 500 bisherige VEB verwaltete.. Nach dem 3.Oktober (dem Tag der Einheit) wurden alle bisherigen Außenstellenleiter durch westdeutsche Leiter ersetzt..und auch die Miarbeiter kamen jetzt fast zur Hälfte aus dem Westen..; ein guter Job.., bei dem man bis zu 2.000 D-Mark pro Tag verdienen konnte..
Manche ehemalige DDR-Leiter hatten sich schnell zu neuenKapitalisten weiterentwickelt und kungelten jetzt mit den mehr oder weniger seriösen Interessenten.. Ab 1991 stand dann auch nicht mehr die Sanierung, sondern der Verkauf (oder besser der Ausverkauf) des bisherigen DDR-Vermögens im Vordergrund..
Auch Mühlhausen mit seinen Großbetrieben sollte es eigentlich um die Vermarktung UND Erhaltung der Betruiebe und damit von vielen Arbeitsplätzen gehen.. In der Endkonsequenz aber wurden nach einigen mißlungenen Startversuchen die meisten Betriebe liquidiert und zum Teil für ein Butterbrot verschleudert .. und tausende "Werktätige" wurden arbeitslos..

Folgende bisherige volkseigene Betriebe verschwanden 1990/93..:
- VEB Mikroelektronik mit 2.598 Mitarbeitern..
- VEB Mülana mit 3.400 Mitarbeitern..
- VEB Cottana mit 1.500 Mitarbeitern..
- VEB Mövewerk mit 1.056 Mitarbeitern..
- VEB Kinderfahrzeuge mit 465 Mitarbeitern ..
- VEB Förderwagen und Beschlagteile mit 290 Mitarbeitern..
.. und über zehn weitere VE-Betriebe mit jeweils 100 bis 1000 Beschäftigten (z.B. VEB Brauhaus, Lederwarenwerk,  HO u.v.a.mehr..)
.. insgesamt wurden so über 10.000 Werktätige in Mühlhausen arbeitslos.., ein Schlag, von dem sich die Stadt nur schwer erholte.., denn die kleinen Neugründungen konnten das bei weitem nicht auffangen..