Sonntag, 15. Januar 2012

6) An der Burg

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An der Burg ...
.. eigentlich eine Straße, die auf den Ursprung der Kaiserpfalz Mühlhausen hindeutet.., die aber doch erst relativ spät zu richtigen Straße wurde..
Da war die Reichsburg.., die der Straße ihren Namen gab .. und an die nur noch eine "Kunstruine" und eine Gedenktafel erinnern ..
und da war der Burgteich vor der Stadtmauer zwischen dem Burgtor und dem Pfortentor, auf dessen Nordseite es einen Weg mit ein paar Gartenhäusern gab ..
aber das war es dann auch schon für viele Jahre ..

Heute gehört die Straße AN DER BURG zum belebten Straßenring um die Innenstadt .., der aber trotzdem auch einige geschichtliche Details aufzuweisen hat .




An der Burg 14  - Bürgermeisterhaus - 1891 Wohnsitz von Wilhelm II -
Nun waren ja auf der königlichen Reichsburg im Mittealter mehrere Könige und Kaiser eingekehrt, um hier ihre Regierungsgeschäfte für das Land und den Reichsgutbezirk zu regeln.
Aber auch in neuerer Zeit war ein deutscher Kaiser an der Burg eingekehrt ..
Kaiser Wilhelm II. besuchte 1891 ein Truppenmanöver im mühlhäuser Raum und wohnte drei Tage im Haus des damaligen Bürgermeisters An der Burg 14 ..
Natürlich wurde er von den Honoratioren und der Bevölkerung der Stadt begeistert begrüßt und am Abend winkte er hunderten Bürgern der Stadt vom Balkon leutselig zu..
Später..., in der DDR-Zeit war dann hier der Betriebskindergarten des sozialistischen Handels - HO und Konsum -



Kriegerdenkmal von 1883
1883 war der ehemalige Burgteich bereits zu einer schönen Parkanlage umgestaltet und in seiner Mitte entstand  das Kriegerdenkmal für die mühlhäuser Gefallenen des Krieges 1870/71 ..
In den Folgejahren fanden dann hier immer wieder Gedenkfeiern der verschiedensten Militärvereine und der Bürger statt... , so kamen hier 1894 bei einer Feierstunde 38 einheimische und auswärtige Krieger- und Militärvereine zusammen ..
Im Dezember 1967 wurde dann das Denkmal für die Gefallenen des deutsch-französischen Krieges 1870/71 auf Beschluss des Rates der Stadt abgerissen, weil es ".. keine Bedeutung für unsere Zeit .." hätte ..











Blumenbeete in den Anlagen - 1902 -
1902 feierte die Stadt ihre einhundertjährige Zugehörigkeit zum Königreich Preußen und auf beiden Seiten des Kriegerdenkmals an der Burg wurden prächtige Blumen arrangements angebracht, die vom damaligen Stadtgärtner Pollex entworfen wurden .
Adolf Pollex (1864 - 1921) war seit 1889 erster Stadtgärtner und hatte wesentlichen Anteil an der Gestaltung der städtischen Grünanlagen rund um die Stadtmauer, sowie am Bahnhofsplatz und am neuen Rieseninger Stadtpark ...
Hier ein Blick vom Kriegerdenkmal in Richtung Schauspielhaus..

Mauerturm an der Bollstedter Gasse um 1890


In den achtziger und neunziger Jahren des 19.Jhs. erfolgten die Durchbrüche der Stadtmauer an der Hoyergasse und der Bollstedter Gasse .., wobei auch die vorhendenen Türme abgerissen wurden..
In diesem Bereich wurde auch ein Teil der Stadtmauer abgerissen und hier entstanden mehrere repräsentative Wohnhäuser ...










Berliner Hof von 1840
Bereits 1840 hatte der Gastwirt Muthreich an der Burg den Berliner Hof bauen lassen, der mit seinem Restaurant und dem großen Festsaal bald Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens der Stadt wurde..
Hier fanden gut besuchte Konzerte, Theateraufführungen und Bälle statt .., allerdings war der Saal noch mit Ofenheizung versehen und im Winter behielten die Besucher meist ihre Mäntel im Saal an .. aber um 1900 gab es dann auch schon elektrische Beleuchtung und bald auch eine Zentralheizung, so daß man auch seine Festgarderobe zeigen konnte ..









An der Burg 1
1841 hatte der Brauereibesitzer Weymar das Gelände auf der bisher ungenutzten Burgstätte gekauft, um hier ein Brauerei zu errichten..
1864 wurde sein repräsentatives Wohnhaus An der Burg 1 gebaut.., ein relativ schlichter Bau, der vom Stadtbaurat Weniger entworfen wurde..
An der Burg waren jetzt mehrere herrschaftliche Häuser entstanden, so auch das Haus Nr.10 aus den dreißiger Jahren des 19.Jhs., in dem mehrere Räume mit prachtvollen Biedermeierausmalungen versehen waren ..
Die Straße war auf dem ehemaligen Wall angelegt, der sich vor dem Burgteich befand..
Noch heute ist diese erhöhte Lage der Straße erkennbar ..



Margarethenhospital um 1870
Am anderen Ende der Straße An der Burg lag vor dem früheren Altpfortentor an der Einmündung zur Ammerstraße das 1358 gegründete Margarethenhospital  ., das 1717 erneuert und seit Anfang des 19.Jahrhunderts als städtisches Krankenhaus genutzt wurde...
Als der Bau 1895 teilweise abbrannte, wurde anschließend das städtische Krankenhaus an der Langensalzaer Landstraße gebaut.







Burgteich um 1750
In der Nähe des Margarethenhospitals befand sich am Burgteich der städtische "Badekorb" ..
Er diente der Bestrafung kleinerer Delikte.., wie Taschendiebstahlo.ä...
Der Deliquent wurde in den vergitterten Badekorb gesperrt und der Korb über den Teich geschwenkt.. Altenburg berichtet anschaulich über das weitere Vorgehen ..
".. und wenn die Herren Semner Befehl gaben,so zogen die Stadtknechte den Riegel los.., dann gin es plump..., da lag er drin im Teiche .."
Je nach Vergehen konnte der Übeltäter mehrmals dieser Prozedur unterworfen werden... und manchmal kam noch das Auspeitschen oder die Vertreibung aus der Stadt hinzu ..
Der Badekorb wurde aber wohl um Mitte des 18. Jahrhunderts abgeschafft..










Pfortentor um 1700
Die Stra0e zum Pfortentor trennte den rechts liegenden Pfortenteich, vom links liegenden Burgteich, der wie die anderen Vorstadtteiche vorwiegend der Fischaufzucht diente.
Die Setzlinge wurden dann später in den Popperöder Teichen (am Schwanenteich) ausgesetzt.
Die Teiche vor der Stadtmauer erhielten ihr Wasser vom Straßenbach der Breitsülze, der von der Holzstraße  zur Burgstraße floss...
Bereits Anfang des 19.Jahrhunderts wurden diese Teiche aber dann trocken gelegt

Übrigens..., das mittlere Pfortentor wurde schon früh abgerissen, aber das innere Tor als letztes der verschwundenen Tore erst im Jahre 1891 ..

mittleres Burgtor bis 1801
Im Gegensatz dazu wurde das äußere Burgtor bereits im Jahre 1801 abgebrochen..
Es war 1612 mit einer "italienischen Kuppel"  erbaut worden und dann Anfang des 19. Jhs... ".. weil es so sehr mangelbar war.." abgebrochen ..
Auch das innere Burgtor, das an Stelle der früheren Burgpforte am Zugang zur Burgstraße stand, verschwand dann bald ..
(.. das Fundament dieses Tores wurde vor einigen Jahren durch eine besondere Steinsetzung im Straßenpflaster kenntlich gemacht ..)






Reichs-Quell-Brauerei mit "Burgruine"
Auf dem vom Brauereibesitzer Weymar erworbenen Burggelände entstand dann das Bürgerliche Brauhaus .., die Reichsquell-Brauerei ..,
Auf dem Bild lag der rechte Teil der Brauerei an der Straße Auf der Burg.. und der linke Teil bereits am Kreuzgraben..
In der Mitte, die vom Brauereibesitzer finanzierte "Kunstruine" der ehemaligen Reichsburg ..
Rechts im Bild noch die offene Wagenremise und daneben das Wohnhaus der Familie Weymar ..
Auf der linken Bildseite sieht man im Vordergrund am Kreuzgraben den ehemaligen Mühlgraben, an dem früher 4 Wassermühlen lagen .




.. letzte Erinnerung .. heute -
Mit der "Kunstruine" der früheren Reichsburg wurde wenigstens ein kleiner Teil dieser ehemals mächtigen Königspfalz der Nachwelt vorstellbar gemacht.
Natürlich war die erneuerte Reichsburg um 1200 wesentlich mächtiger und größer .. und reichte vom östlichen Teil der späteren Reichsquell-Brauerei bis zur Burgstraße ..
In meinen Beitrag Nr.10 in "Mühlhausen-Geschichte und mehr" habe ich die Entwicklung dieser Pfalzburg kurz vorgestellt ..








ehem.Knabenmittelschule von 1914
An der Stelle des früheren Margarethenhospitals entstand 1914/15 die damalige Knabenmittelschule.., die dann auch mal "Deutschritterschule" und später EOS "Erich Weinert" hieß ..









An der Burg 5 -Schauspielhaus bis 1956
1956 wurde das damalige Schauspielhaus .., der ehemalige Berliner Hof .. abgerissen ..
Anfang des 20. Jahrhunderts noch als Theater und sogar einige Zeit als Kino genutzt.., wurde das Gebäude bereits in den zwanziger Jahren teilweise gesperrt ..
Nach dem 2. Weltkrieg bestanden Pläne, das Gebäude zu einem repäsentativen Stadttheater um- und auszubauen ..
aber für die damailge Zeit wären die Kosten zu hoch gewesen.., es gab wichtige Dinge beim Aufbau des Sozialismus zu lösen .. und so wurde der Abbruch vom Stadtrat beschlossen ..
Übrigens.., fand man beim Abbruch noch Grundmauerreste der ehemaligen Reichsburg, die also bis hier reichte ..
.. aber an der Erforschung einer kaiserlichen Burg hatte man damals in Mühlhausen auch kein Interesse .. und so blieben .., wie auch später .., gründliche Suchgrabungen aus ..

Tankstelle an der Mauer um 1930

Da.., wo früher die Reichsburg endete (.. also gleich neben der ehemaligen Burgpforte an der Burgstraße ..) entstand Ende der zwanziger Jahre eine kleine Tankstelle .., die später zur Bedürfnisanstalt umfunktioniert wurde ..









Busbahnhof 1 und An der Burg 6 - 8

Neben dem ehemaligen Schauspielhaus befanden sich An der Burg 6 - 8 mehrere Häuser.., so die ehemalige Dampfwäscherei und die Villa neben dem Burggäßchen in der zuletzt der Zahnarzt König bzw. seine Tochter ihre Praxis hatten ..
Im Vordergrund der Aufnahme vom Anfang der siebziger Jahre der frühere Busbahnhof, wo sich der gesammte Linienverkehr in den Landkreis abspielte..










K-Wagen-Rennen - Rund um die Anlagen -
Beliebt waren in den sechziger Jahren die K-Wagen-Rennen "Rund um die Burg" ..., wo tausende Mühlhauser bei dem Spektakel zuschauten ..







Gaststätte "Tannhäuser" - An der Burg 3
Der Vergangenheit gehört auch die frühere Gaststätte "Tannhäuser" An der Burg 3, an ..
Sie wurde zuletzt vom Konsum betrieben und diente eine Zeitlang als Wartehalle für die Fahrgäste am Busbahnhof..
Auch die Häuser rechts daneben verschwanden und hier entstand nach der Wende das neue Telekom-Gebäude ..




Bus-Bahnhof 2 von 1986





An der Stadtmauer - heute -




Blick zum Durchbruch Hoyergasse


1986 wurde der Busbahnhof "modernisiert" und erhielt eine Überdachung ..
Die Omnibusse des VEB Kraftverkehr hatten damals besonders im Berufsverkehr zahlreiche Fahrgäste, kamen doch viele Werktätige der großen volkseigenen Betriebe aus den Gemeinden des Landkreises..
Also.., Betrieb war damals am Busbahnhof immer .., den damals hatten ja nur wenige ihr eigenes Auot .. und wenn..., war das Bus fahren sowieso noch billiger ..



An der Burg 1 -- die Burggalerie --






Auf der Südseite der Anlagen an der Burg war die alte Stadtmauer aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts lange Zeit die Abgrenzung zur Innenstadt ..
Erst Ende des 19. Jhs. wurde die Mauer dann teilweise durchbrochen.., ist aber an einigen Stellen - wie hier in der Nähe der Pfortenstraße - noch gut erhalten ..

Hier ein winterlicher Blick zu den Häusern am Durchbruch zur Hoyergasse .., mit der Marienkirche im Hintergrund .. und der Stelle.., wo früher das Kriegerdenkmal stand, im Vordergrund..

Heute befindet sich An der Burg Nr.1 die neue Burggalerie.., die auf dem Gelände der früheren Reichsquell-Brauerei entstand ..
Bei den Bauarbeiten dürften wohl auch die letzten möglichen Reste der früheren Reichsburg für immer verschwunden sein.., denn eine wissenschaftöiche Erforschung des Geländes fand vorher nicht statt ..
Na ja.. , mit der Burggalerie wurde aber eine günstige Einkaufsstätte in Zentrumsnähe geschaffen .. und das ist ja schließlich auch etwas ..










An der Burg um 1870 - von Carl Michel


Die frühere Reichsburg ..., die unserer Straße "An der Burg" ihren Namen gab .., ist wohl aus dem Gedächtnis vieler Mühlhäuser verschwunden .. und nur kundige Bürger führen ihre Gäste manchmal an die Stelle, wo früher die deutschen Könige und Kaiser in ihrer Pfalz residierten ..
.. und die eigentlich die Wiege unserer Stadt ist ..




 

Dienstag, 10. Januar 2012

5) Tonbergstraße

 Tonbergstraße und Auf dem Tonberg ...

.. zwei Straßen, die sowohl vom Namen, wie auch durch ihre Geschichte eng miteinander verbunden sind.

Da fragte vor einigen Tagen ein Facebook-Freundin auf meiner Seite "Mühlhausen-Freunde" .., ob jemand etwas über die Tonbergstraße hat.., so Geschichtliches und evtl. auch Bilder usw.
.. und da ich ja noch meine TLZ-Straßenartikel aus den Jahren 2000 - 2005 aufgehoben habe, dachte ich mir, daß sich da mit einigen Änderungen (.. sowohl Kürzungen, wie auch Ergänzungen ..) eine weitere kleine Artikelreihe anbietet ..

Ja .. und hier beginnt sie nun..., die neue Reihe der "Straßengeschichten" ...
 und laut Wunsch eben erst einmal mit der Tonbergstraße.



Breitsülze am Tonberg
 Beginnen wir erst einmal mit dem Tonberg, der nordwestlich der Stadt zwischen dem Pfafferöder Steingraben und dem Johannistal liegt und sich fast bis zur Mittelstraße hinzieht.
Hier verlief wohl im Mittelalter der alte Hessenweg, der als Höhenstraße von Eigenrieden kommend nördlich an Pfafferode vorbei über den Tonberg wahrscheinlich zum Kaisertor am Altem Blobach und von dort zum Königshof an der Burg führte.
Schon früh dürfte dann von diesem Höhenweg eine Abzweigung durch die Pfafferöder Höhle über den Kalkberg (Schützenberg) durch die Rosenstraße zur Altstadt bei St.Blasius geführt haben.
Erst nach nach der Bildung der Neustadt mit St.Marien führte wohl dann der Hessenweg über den Blobach zur Oberstadt.
Eine weitere Änderung ergab sich auch mit dem Bau des Wasserlaufs der Breitsülze, die im Jahre 1292 von der Quelle um die verschiedenen Berge herum zur Oberstadt geführt wurde,  wo sie dann verschiedene Straßenbäche speiste.






Warte um 1600
 Auf der Höhe des Tonberges (269,4 meter) in der Nähe des alten Abzweiges zur Pfafferöder Höhle, stand eine der zahlreichen mühlhäuser Warten, deren Wächter die Türmer der Stadt bei Gefahr verständigten.
Neben den Warten am mühlhäuser Landgraben zeigte Altenburg noch zehn weitere Warten auf, die auf den Anhöhen rings um die Stadt standen.
Aber bereits Anfang des 19. Jahrhunderts waren diese Warten verfallen oder ganz verschwunden.
Die Reste der Tonbergswarte wurden lt. Altenburg um 1790 völlig beseitigt.
Außerdem gab es am Tonberg noch zwei kleine Türme, die wahrscheinlich als Wachtürme für die Weingärten dienten, denn an den Hängen der Anhöhen im Nordwesten der Stadt, wurde bis ins 17.-18.Jahrhundert Wein angebaut
Der Weinberg und die später danach benannte Weinbergstraße im Westen der Stadt erinnern heute noch an diese Zeit.







Töpfer im 15.Jh.
 Der Tonberg erhielt seinen Namen nach dem hier vorhandenen Tonboden, der besonders für die zahlreichen Töpfer im Mittelalter von Bedeutung war.
Dementsprechend war es auch besonders die Petrivorstadt, wo sich die Töpfer ansiedelten und die alten Ziegeleien in der Schaffentorstraße und am Westende des Blobachs deuten auch auf diese Verbindung hin.
Die Topfer und Ziegelbrenner gehörten lange zu den wichtigen Gewerken der Stadt, waren doch neben den Dachziegeln, besonders die "irdenen Gefäße" für alle Haushalte wichtig.
Auch der "Schaffen".., ein größeres irdenes Gefäß zum Braten wurde seinerzeit noch aus Ton gebrannt: Das Schaffentor und die spätere Schaffentorstraße deutete auf die hier ansässigen Töpfer hin









Schaffentor bis 1809
Das Schaffentor entstand wohl mit der Vervollständigung der äußeren Stadtbefestigung im 14. Jahrhundert und löste das frühere Kaisertor am oberen Ende des Alten Blobachs ab.
(.. das Kaisertor, war wohl durch den Wegfall der alten Wegführung zur Königsburg hinfällig geworden..)
Vom Schaffentor führte durch die jetztige Mittelstraße die alte Königsstraße in Richtung Heiligenstadt, von der am Danielsberg die alte Straße nach Lengefeld und zur Lengefelder Warte abbog.
Auf der Ostseite des Schaffentores führte die äußere Stadtmauer an der jetztigen Harwand entlang zur Unstrut und zum Ammertor und auf der Westseite verlief die Mauer am Johannistalbach bis zum Hagebuttengraben und bis zum Äußeren Frauentor.

Die jetztige Tonbergstraße war damals nur ein breiter Weg, der vom Schaffentor ins Johannistal und auf den Tonberg führte.
Auf der Südseite der Bach mit der äußeren Stadtmauer und auf der Nordseite Gärten und evtl. ein paar Gartenhäuser.
Die Gärten im Johannistal, im Schmalzholz und am Tonberg waren damals recht beliebt, war doch durch das Wasser der Breitsülze und des Johannistalbaches, sowie des Pafferöder Steingrabens, immer das nötige Wasser zum Gießen vorhanden.



Blick vom Tonberg um 1870
1824 schrieb Altenburg in seiner Beschreibung der Stadt Mühlhausen über den Tonberg..: ".. es liegen Gärten darauf, die viel Obst tragen .." .. und bis in die heutige Zeit ist der Tonberg und die angrenzenden Täler von diesen Gärten geprägt.
So auch auf dem Gemälde.. "Blick vom Tonberg auf die Stadt" das um 1870 von Geisler geschaffen wurde.
Auf diesem Bild ist auch der 1846 angelegte Fußweg zu sehen, der von der Tonbergstraße auf den Tonberg führte, wo der Gastwirt Muthreich sein Gartenrestaurant betrieb.
Im April 1848 annoncierte Muthreich ..".. künftigen Sonntag und alle nächst darauf folgenden Sonntage ist Tanzmusik am Thonberge .."


Projekt für das Tonbergrestaurant von 1877

1877 war der Gastwirt Louis Greim Inhaber des Tonbergrestaurant und ließ das Gebäude durch den Zimmermeister Gottfried Köthe erweitern.
Das Gartenrestaurant war bei den Mühlhäusern sehr beliebt und im Sommer fanden hier immer wieder Tanzveranstaltungen statt.
Die schöne Lage, mit dem schönen Blick auf die Stadt lockte besonders an den Wochenenden viele auf den Tonberg.
Während des 1. und 2.Weltkrieges als Notlazarett genutzt, wurde das Tonbergrestaurant nach 1945 auch noch eine Zeitlang genutzt, war aber dann so desolat, daß es abgerissen werden mußte.

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Jugendherberge im Jahre 1993
An der Stelle des Restaurants entstand dann hier in den fünfziger Jahren die Jugendherberge auf dem Tonberge. Wo nach der Erweiterung in den neunziger Jahren jetzt 78 Betten für Wanderer und Gruppen zur Verfügung stehen.
Hier stehen jetzt auch vielfältige Angebote zur Verfügung, aber die Zeit der Einzel- und Radwanderer ist ja aus der Mode gekommen..., Gruppenreisen sind da schon mehr gefragt.
Trotzdem..., besonders im Winter ist es dann immer ziemlich ruhig am Tonberg.


Belegschaft der Firma Hill & Pabst um 1890

Auf der Südseite der Tonbergstraße, die ja erst gar keine richtige Straße war, wurde um 1791 die äußere Stadtmauer hinter dem Johannistalbach abgebrochen.
Hier hatte dann im westlichen Teil das Baugeschäft Gottfried Köthe seinen Betriebshof und im östlichen Teil die Holzwarenfabrik Hill & Pabst, Petristeinweg 38/39 lag. (.. im Hintergrund des Belegschaftfotos sind die ersten Häuser der Tonbergstraße zu sehen ..)
Aus dem Baugeschäft Köthe wurde dann das Sägewerk und Baugeschäft Mehmel (Petristeinweg 54) und Hill & Pabst wurde von der Firma Ackermann abgelöst. Auf dem Mehmelschen Gelände entstanden dann nach der Wende neue Möbelhäuser.




Tonbergstraße 14/15 -Bauzeichnung von 1899
Während also die Südseite der Tonbergstraße lange Zeit unbebaut blieb, entstanden dann Ende des 19.Jahrhunderts anstatt der kleinen Gartenhäuser neue Wohnhäuser.., meist mit Fachwerk-oder Klinkerfassaden.
So baute 1899 der Maurermeister Merten das Haus Nr.14/15 in der Tonbergstraße auch im gemischten Gründerzeitstil mit Klinkerfassade und Fachwerkgaupe ..
Hier wohnte Anfang des 20.Jahrhunderts der Gründer des Mühlhäuser Altertumvereins Professor Dr. Eduard Heydenreich, der von 1899 bis 1903 Stadtarchivar war und hier auch die ersten "Mühlhäuser Geschichtsblätter" heraus gab.









obere Tonbergstraße im Jahre 2002

untere Tonbergstraße im Jahre 2002
 Heute ist die Tonbergstraße eine relativ ruhige Vorstadtstraße, wo man vom Kreisel an der Kreuzung Mittelstraße (.. wo früher das Schaffentor stand ..) zum Johannistal und auf den Tonberg kommt.
Fahrweg und Fußweg wurden in den neunziger Jahren modernisiert und auch die meisten Häuser haben eine Verjüngungskur erfahren.
Vom Tonberg hat man immer noch einen schönen Blick zur Stadt und Auf dem Tonberg sind außer den wenigen alten Häusern moderne Häuser entstanden.
Der Tonberg, wo sich der frühe Hessenweg entlang zog, wo sich die Töpfer ihren Ton holten.und wo die Mühlhäuser ihren Wein anbauten, ist längst schon Bestandteil des Stadtgebietes geworden...., aber der schöne Blick zur Stadt ist geblieben.

Altbau auf dem Tonberg
Neubauten auf dem Tonberg

Jens Fischer.. Blick vom Tonberg auf die Stadt

Montag, 9. Januar 2012

4) Mühlhäuser Straßengeschichte .. ..

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Mühlhäuser Straßengeschichten
.. unter diesem Logo sollen in den folgenden Beiträgen einige Straßen der Stadt vorgestellt werden ..
Natürlich wird nicht jede Straße oder Gasse aufgezeigt werden können ... und ebenso natürlich, werden auch noch Ergänzungen zu manchen Beiträgen möglich und nötig sein .. Aber die Bloggerseite erlaubt ja sowohl entsprechende Kommentare von Lesern .., wie auch evtl. notwendige Änderungen oder Ergänzungen durch den Autor ..
Ebenso natürlich wird auch eine gewisse Beschränkung im Umfang und Inhalt der Beiträge erforderlich sein .. und so wird es zu manchen Straßen mehrere Beiträge geben und andere werden vielleicht mit anderen Straßen bzw. Gassen zusammen vorgestellt ..
Ziel wird es sein , auf der Grundlage meiner vor einigen Jahren herausgegebenen TLZ-Artikel "Straßen in Mühlhausen".., einen weiteren Einblick in die Entwicklung unserer schönen alten Stadt zu geben, wobei sowohl Altes, wie auch Neues vorgestellt werden soll ..
Zu Beginn ein kleiner historischer Überblick über die Entwicklung unserer Stadt.

Mühlhausen hatte sich bereits im frühen Mittelalter aus der fränkischen Siedlung bei St.Georgi, zu der bald ein Königshof und eine Marktsiedlung bei St.Kiliani hinzukamen kontinuierlich weiter entwickelt. Es folgte die Altstadt mit St.Blasius und dann das Jakobiviertel und die Neustadt mit St.Marien.., die um 1200 mit der inneren Stadtmauer zusammen gefasst wurden..
Die an den Ausfallstraße entstandenen Vorstädte wurden dann im 14. Jahrhundert durch die äußere Stadtbefestigung geschützt ..
Diese äußere Stadtbefestigung blieb dann überwiegend bis Anfang des 19.Jahrhunderts die Begrenzung der Freien Reichsstadt Mühlhausen ..
Nachfolgend einige Karten und Ansichten, welche diese Entwicklung aufzeigen ..

Mühlhausen im Mittelalter

Mühlhausen um 1600

Merianstich von 1642

Plan der "Festung" Mühlhausen 1762

Mühlhausen im 18.Jh.

Mühlhausen um 1824 lt.Altenburg

Ansicht vom Schützenberg um 1850
Topografische Karte von 1853

Blick vom Stadtberg - Mitte d.19.Jhs.



..Ab der Mitte des 19.Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt über die jahrhunderte lange Begrenzung hinaus und ab 1870 entstand im Osten der Stadt das neue Bahnhofsviertel..
Um 1900 war dann Mühlhausen eine kleine Industriestadt, deren Einwohnerzahl sich in 5o Jahren fastz verdreifacht hatte ..
Entsprechend hatten sich jetzt auch die Vorstädte entwickelt, in denen zahlreiche neue Straßen entstanden ..



.. die Stadt um 1869 ..

Blick vom äußeren Frauentor um 1890

Mühlhausen um 1910
die Oberstadt um 1930



Straßen am Bahnhof um 1930

Mühlhausen um 1980

Blick auf die Stadt von Osten um 1995

Im 20. Jahrhundert entstanden dann auch die ersten Luftbildaufnahmen von der Stadt und ihren Straßen ..
Manches Alte verschwand dann nach der Wende und manches Neue entstand in der Stadt..
.. die vorgesehenen Straßengeschichten sollen auch davon berichten
.. bis dahin verbleibe ich
.. mit besten Wünschen für das neue Jahr
.. Ihr Günter Körber